Dieser Artikel hat nicht besonders viel mit Mathematik zu tun. Ich werde effiziente eine effiziente Merktechnik beschreiben. Im Prinzip kann man diese Technik immer anwenden, wenn es etwas zu merken gibt. Manchmal bedarf es jedoch etwas Vorbereitung. Im Wesentlichen besteht die Technik daraus, sich Bilder und/oder Geschichten zu merken, weil unser Gehirn damit viel besser arbeiten kann.
„Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“. Wahrscheinlich hast du diesen Merksatz für die Reihenfolge der Planeten schon einmal gesehen. Technisch gesehen ist dieser Merksatz gar keine Vereinfachung, wenn man einfach die acht Planeten in der Reihenfolge aufschreibt, sind das ähnlich viele Buchstaben. Die Vereinfachung ist gerade die Geschichte dahinter! Man kann sich aber nicht für alles mögliche einen Merksatz ausdenken, also brauchen wir ein allgemeineres Verfahren, um Geschichte und Bilder einzubauen.
Ich werde die Merktechnik erklären, indem ich eine Methode darstelle, wie man sich die Reihenfolge der Karten in einem gewöhnlichen Kartendeck mit 52 Karten merkt. Die Idee davon ist nicht, dass das besonders nützlich ist, sondern vielmehr, dass es eine gute Möglichkeit ist, diese Bildermethode mal auszuprobieren. Vielleicht hast du auch schon einmal von dieser Merktechnik gehört, aber gedacht, dass du nicht kreativ genug bist, dir etwas auszudenken. Tatsächlich ist das einfacher als du denkst!
Die Aufgabe sieht also folgendermaßen aus. Du hast ein gemischtes Kartendeck gegeben und hast zunächst Zeit, dir die Reihenfolge der Karten zu merken. Dann legst du diesen Kartenstapel beiseite und sortierst ein zweites Kartendeck in der gemerkten Reihenfolge. Am Ende kannst du Überprüfen, ob du alles richtig gemacht hast, indem du die Stapel vergleichst. Es ist natürlich besser, je weniger Zeit du in der Merkphase brauchst. Beim ersten Mal ist das aber überhaupt nicht wichtig.
Die Methode
Ich werde hier eine mögliche Strategie, wie man diese Aufgabe angehen kann, beschreiben. Die Technik benötigt auch einiges an Vorbereitung, diese ist aber wiederverwendbar, zum Teil sogar für beliebige andere Anwendungsfälle des Memorierens. In einem ersten Schritt ordnest du jeder Karte eine Person zu. Außerdem bekommt diese Person ein Wort, das du mit dieser Person verbindest. Das kann eine Tätigkeit aber auch ein Objekt sein.
Außerdem brauchst du eine sogenannte Route mit 26 Stationen, die eine eindeutige Reihenfolge haben. Am Besten nimmst du hierfür Orte, die du dir gut vorstellen kannst. Eine gute Route ist dein üblicher Tagesablauf im Alltag, wobei die Zeit natürlich die Reihenfolge vorgibt. Das können dann Stationen wie „Aus dem Bett aufstehen“, „Zähneputzen“, „Mittagessen“, „Schwimmtraining“, usw. sein. Natürlich sind 26 Stationen sehr viel, deswegen braucht man eine recht kleine Unterteilung.
Bei der Aufgabe selbst fängst du dann mit den obersten beiden Karten an. Von der ersten Karte nimmst du die Person, von der zweiten Karte nimmst du die Assoziation mit der Person. Dazu kommt die erste Station auf deiner Route. Diese drei Dinge fügst du jetzt mit einem Bild bzw. eher einer Situation zusammen. Wie das genau geht, werde ich gleich erklären. Dann kannst du mit den nächsten beiden Karten an der zweiten Station weitermachen.
Aus den insgesamt 26 Bildern kann man jetzt eindeutig die Reihenfolge der Karten zurückgewinnen. Du musst nur deinen Tagesablauf durchgehen und dich an die Bilder erinnern. Die Person gibt dir jeweils die erste Karte und die Assoziation die zweite.
Wie könnte so ein Bild aussehen?
Sagen wir die ersten beiden Karten sind ein König in Karo und eine Kreuz 8. Für den König in Karo hast du dir zum Beispiel Donald Trump, für die Kreuz 8 Bill Gates als Personen überlegt. Die Assoziation könnte zum Beispiel ein Computer sein. Deine erste Station im Tagesablauf ist beispielsweise „aufwachen“. Dann könntest du dir zum Beispiel folgendes ausdenken:
Ich werde von einem fürchterlich lauten Hämmern geweckt. Als ich meine Augen öffne, sehe ich wie Donald Trump vor einem Computer sitzt und wie wild auf die Tastatur einschlägt.
Je absurder so ein Bild ist, desto einfacher ist es, sich daran wieder zu erinnern. Versuche auch jeweils möglichst verschiedene Sinne einzubauen, dann kannst du es dir auch besser einprägen.
Wie merkt man sich die Zuordung der Personen
Wir haben jetzt verwendet, dass man zu jeder Karte eine Person und eine Assoziation zur Verfügung hat. Das muss man natürlich vorbereiten und sich letztendlich auch merken. Der Vorteil ist, dass man sich im Gegensatz zur Reihenfolge der Karten diese Zuordung völlig beliebig aussuchen kann. Die Assoziation sollte auch nicht so schwer zu merken sein, weil es eben eine Assoziation ist. Doch was für Personen sollte man zuordnen? Das funktioniert am Besten durch einen persönlichen Bezug. Donald Trump und Bill Gates sind also potentiell nicht die am besten geeignetesten Personen, sondern eher zum Beispiel deine Familie.
Es ist hilfreich dir insgesamt vier Kategorien von Personen auszudenken, wie Familie oder Personen, die du aus Schule/Studium/Beruf kennst. Oder du nimmst Figuren aus deiner Lieblingsserie, oder Politiker, oder… Hier kannst du beliebig kreativ werden. Jede Kategorie ist dann eine Farbe. Jetzt teilst du noch die Personen so auf die Zahlen auf, dass du dir die Aufteilung gut merken kannst. Die 8 bei Bill Gates könnte man als verdrehtes Unendlich in Verbindung mit Reichtum auffassen.
Wenn du keine Lust hast, dir in der Vorbereitung so viel zu merken, kannst du sowohl die Zuordnung als auch deine Route aufschreiben und zunächst als Hilfsmittel benutzen.
Wie wendet man diese Merktechnik auf allgemeine Probleme an?
Die Route kann man für alles wiederverwenden, wo man sich etwas merken muss. Manchmal ist auch die Reihenfolge nicht so wichtig, sie stellt aber sicher, dass man nichts vergisst. Ein Beispiel hierfür ist eine Einkaufsliste. Wenn du die Route verwendet hast, kannst du sie wahrscheinlich erst einmal ein paar Tage lang nicht mehr benutzen, weil du die alten Bilder noch im Kopf hast. Deswegen braucht man bei intensiver Benutzung dieser Loci-Methode auch mehrere Routen. Je nach Anwendung müssen die auch nicht so lang sein. Mögliche weitere Routen sind deine Wohnung, Orte auf einem Spaziergang oder dein eigener Körper.
In manchen Merkfällen sind die zu merkenden Dinge direkt bildlich gegeben, dann muss man natürlich keine Zuordnung wie bei den Karten durchführen. Wenn man sich viele Zahlen merken möchte, empfiehlt es sich mit dem „Major-System“ für die Zahlen von 0 bis 99 ein Bild zu erstellen und diese dann zusammenzufügen. Für einen speziellen Fall ist dann deine Kreativität gefragt, wie du am Besten ein Bild erstellst.
Ich hoffe, dass dieser Ausflug in Merktechniken interessant für dich war. Probier es doch einfach mal aus!
Im nächsten Artikel werden wir uns wieder mehr mit Mathematik, und zwar elementarar Zahlentheorie, befassen.